Wie alles anfing 

Auslöser für die Gründung von TUHamburgIntegrativ war das Camp für Flüchtlinge auf dem Schwarzenberg gegenüber dem Campus. In dieser zentralen Erstaufnahmeeinrichtung lebten bis zu 1000 Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Afghanistan, dem Iran, Palästina und Libyen. Kann, darf, soll oder muss man dort hinein? Diese Frage haben sich 2015 viele Mitarbeiter und Studierende der TU Hamburg gestellt und eine ganze Reihe mit einem ehrenamtlichen Engagement beantwortet. Im  Sommer 2016 waren es weit über 100 Studierende, Wissenschaftler und Mitarbeiter der Verwaltung, die sich engagierten: als Deutschlehrer in einem der zwölf Deutschkurse, als Sprachbuddy, Integrations-Scout, Dolmetscher, Einzelfallhelfer oder als Ehrenamtlicher für Freizeitangebote wie Musik, Tanz, Kochen.

Ein Jahr später, im Sommer 2017 wurde das aus Zelten und Containern bestehende Camp gegenüber dem Campus geschlossen. Seine Bewohner zogen in Wohneinrichtungen für Flüchtlinge, manche auch direkt in Wohnungen südlich oder nördlich der Elbe. Mit Schließung des Camps geht die Freiwilligenarbeit unter veränderten Vorzeichen weiter. Denn verändert haben sich auch die Bedürfnisse der Flüchtlingen. Im Vordergrund steht jetzt die individuelle Förderung. Dies gilt für die Laufbahnberatung mit dem Ziel, die berufliche Integration der Deutsch sprechenden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Dies gilt auch für den Nachhilfeunterricht in Deutsch oder anderen Fächern für Heranwachsende und Erwachsene, der in Kleingruppen statt Klassenverbänden wie früher stattfindet. Eine individuelle Förderung leisten auch Sprachbuddys, meist Studierende, die sich regelmäßig mit einem Geflüchteten für ein bis zwei Stunden in der Woche treffen und zugleich Ansprechpartner sind für Fragen, die sich mit dem neuen Leben in Deutschland stellen. Zudem gibt es eine Musikgruppe, die auch öffentlich auftritt und auf diese Weise einen Beitrag zur Integration leistet.


Warum wir weitermachen

In einem traditionell stark von Migration geprägten Stadtteil mit einer hohen Erwerbslosenquote sehen wir es als Mitglieder eine der internationalsten Hochschulen Deutschlands als unsere gesellschaftspolitische Aufgabe an, beispielgebend einen Beitrag zur Integration in das Bildungssystem und darüber hinaus zu leisten. Ehrenamtliches Engagement ist ein Lernen fürs Leben. Angehende Ingenieure und Ingenieurinnen werden auf diese Weise auch auf die mit der Integration der Flüchtlinge verbundene große gesellschaftliche Aufgabe vorbereitet, die sie im Berufsleben erwartet. Sie haben Gelegenheit im Studium soziale Kompetenzen zu stärken, die im Zuge der Digitalisierung und Automatisierung in der Arbeitswelt an Bedeutung gewinnen. Dies gilt auch für die  Empathie als Schlüssel für ein verständnisvolles Zusammenleben, die im Berufsleben wichtiger werden wird.

Als die TUHH 1978 gegründet wurde, hatten ihr die Gründungsväter die Öffnung in die Gesellschaft in die Gründungsakte geschrieben. Mit der Entscheidung für Harburg als Standort der Technischen Universität Hamburgs war und ist die Forderung einer Stärkung des Stadtteils im Sinne einer kulturellen Aufwertung verbunden. Unweit des Campus in und rund um das Phoenixviertel leben so viele Migranten wie sonst nirgendwo in Hamburg. Unterstützt vom Präsidium, von einzelnen Instituten und Servicebereichen engagieren sich Studierende, Doktoranden und Mitarbeiter in der Verwaltung auch im Bewusstsein ihres privilegierten Status und ihrer Vorbildfunktion bei TUHamburgIntegrativ.


Wer leitet die Initiative?

Auch wenn jeder Freiwillige eigenverantwortlich sein Projekt managt und flache Hierarchien kennzeichnend für die ehrenamtliche Arbeit bei TUHamburgIntegrativ sind, braucht es Ansprechpartner und offizielle Vertreter. Das sind seit April 2017 Katja Biewendt, Mitarbeiterin im Servicebereich Studium und Lehre, seit 2016 ehrenamtliche Deutschlehrerin, sowie Muthana Al-Temimi, Mitarbeiter im Rechenzentrum, seit 2016 ehrenamtlicher Integration-Scout und heute Laufbahnberater. Den Staffelstab haben beide von der Gründerin der Initiative Jutta Katharina Werner, ehemalige Beraterin des Präsidiums, übernommen. Als Koordinatorin der Flüchtlingsarbeit an der TUHH hat sie 2015 mit der ehemaligen Doktorandin Dr. Julia Ehrenmüller und der Studentin Gabriele Grütter das Dach TUHamburgIntegrativ für die einzelnen Aktivitäten in der Flüchtlingsarbeit geschaffen und bedarfsgerecht als Plattform für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit ausgebaut. Heute ist TUHamburgIntegrativ eine zentrale Anlaufstelle für Freiwilligenarbeit in der Flüchtlingshilfe auf dem Campus der TUHH.  In diesem Zusammenhang stellt die TUHamburgIntegrativ auch Zertifikate aus. Masterstudierende können zwei ECTS-Punkte erhalten, wenn sie parallel im Nichttechnischen Wahlpflichtbereich das Fach „Social Learning: Migration und Gesellschaft“ belegen. Zum Selbstverständnis von Anfang an gehört, dass wir uns als Team auch untereinander zur Seite stehen, zum Beispiel in Fragen zum Studium oder bei Alltagsproblemen. Ansprechpartner ist das Leitungsteam von TUHamburgIntegrativ unter TUHamburgIntegrativZEICHENFOLGE@tuhh.de.